An dieser Stelle lesen Sie über die bisherigen Aktivitäten der GGEW AG und das aktuelle Angebot der Deutschen Glasfaser. Anders als im Modautal, wo die Deutsche Glasfaser mit Entega zusammenarbeitet, werben im Lautertal beide Anbieter unabhängig voneinander. Man könnte es auch mit dem altmodischen Begriff "Konkurrenz" bezeichnen.

Überraschung nach dem Urlaub

Etwas überrascht war ich, als ich nach dem Kurzurlaub ein Schreiben von Bürgermeister Heun vorfand, in dem er für die Teilnahme an der Infoveranstaltung zum Glasfasernetz Lautertal warb. Ganz klar war ich davon ausgegangen, daß in Lautertal eine ähnliche Zusammenarbeit zwischen regionalem Anbieter, der Deutschen Glasfaser und der Kommune stattfindet wie in Modautal, wo die Deutsche Glasfaser mit Entega und der Gemeinde gemeinsam agiert.
Aber dem ist nicht so, obwohl die GGEW AG bereits Glasfaser in die Straßen gelegt hat und auch zahlreiche Haushaltsanschlüsse vorgenommen hat. Lesen Sie in diesem Heft, wie sich    die beiden Anbieter unterscheiden, wo Vor- und Nachteile liegen.

Die digitale Infoveranstaltung von Deutsche Glasfaser fand ich eher enttäuschend. Das begann schon mit dem Einloggen: der Startbildschirm zeigt zwei Buttons: „jetzt Tarif buchen“ und „Weiterempfehlen“. Darunter liest man „noch vier Schritte bis zur Fertigstellung. Nur wenn man neugierig ist und nach unten scrollt, kommt man zu dem Button, der zum Online-Infoabend führt. Ein Schelm der Böses dabei denkt.

Ebenfalls ein Schelm, der denkt daß der Stichtag von Dt. Glasfaser (nur für das Zustandekommen einer Kooperation in Lautertal mit 40% aller Haushalte) und GGEW AG (für günstigeren Hausanschluß, kostenlosen Router etc) nicht zufällig bei beiden Unternehmen auf den 18. Dezember fiel. Das Angebot von Dt. Glasfaser erzeugte erheblichen Druck, so daß GGEW AG innerhalb von wenigen Tagen ein eigenes Angebot aus dem Boden stampfte. Konkurrenz belebt das Geschäft! Trotzdem sind einige Punkte für den Endverbraucher wichtig zu wissen. Wir haben sie für Sie zusammengestellt. Deutsche Glasfaser engagiert sich dafür, schnelles Internet in ländliche Gebiete zu bringen. GGEW AG ist ein regionales Unternehmen, das hier verwurzelt ist. Arbeitsplätze vor Ort, breites Sponsoring von ehrenamtlichen Aktivitäten sind die Vorteile. Entscheiden müssen jetzt Sie, liebe Leserinnen und Leser! 20.10.2020 Marieta Hiller

Deutsche Glasfaser \ GGEW AG

Gegen das regionale Engagement der GGEW AG tritt die Deutsche Glasfaser an, mit Infoschreiben, Infoabend und vier Paketen zu 24,99 Euro, die jedoch nach 12 Monaten wesentlich teurer werden -   wie das in der Branche üblich ist. Die Deutsche Glasfaser mit Sitz im nordrheinwestfälischen Borken möchte gezielt schnelles Internet in ländliche Gebiete bringen. Das Unternehmen hat 1300 Mitarbeiter und ist an 25 Standorten präsent. Angestrebt sind bis Ende 2020 1 Million FTTH-Anschlüsse mit über 300 Mbits/s.
Im Gegensatz zur GGEW AG wird die Deutsche Glasfaser nur aktiv im Lautertal, wenn bis zum 18. Dezember 40% der Haushalte einen Anschluß buchen.

Begriffserklärungen

FTTH =  „Fiber To The Home“, Glasfaserkabel bis in das Haus des Kunden
VDSL = Very High Speed Digital Subscriber Line , Glasfaser bis zum Verteiler, von dort zum Haus per Kupferleitung

Gespräch mit Carsten Hoffmann, Vorstand der GGEW AG zum Glasfaser-Angebot

Frage: welche Bauarbeiten sind durch GGEW AG bereits erfolgt?
Antwort: Bereits seit einiger Zeit erschließt die GGEW das Lautertal mit Glasfaser. Entlang der Hauptstraßen liegt bereits ein funktionierendes Glasfasernetz. Vielerorts gibt es Leerrohre, um das Netz zu erweitern oder um Hausanschlüsse schnell herzustellen. Darüber hinaus kann die GGEW AG eine Teststrecke für eine neue Verlegetechnik einrichten, im Dialog mit den betroffenen Ämtern der Gemeinde Lautertal. Diese Methode beansprucht nur wenig Platz und ermöglicht eine schnelle Fertigstellung. Außerdem ist sie bereits in anderen Kommunen vollends akzeptiert worden.
Die GGEW AG möchte sich regional für die Bürger engagieren, indem sie eine zukunftsfähige Infrastruktur schafft. Unser weiterer Glasfaserausbau in Lautertal wird deshalb nicht von einer Mindestkundenzahl abhängig gemacht.
Frage: hat die Gemeinde Lautertal auch die GGEW AG um ein Angebot gebeten?
Antwort: Nein. Es gab keine Anfrage zum Ausbau unserer  bereits vorhandenen Infrastruktur in Lautertal.
Frage: wann haben Sie von der Kooperation zwischen der Gemeinde Lautertal und Deutsche Glasfaser erfahren?
Antwort: Das war zufällig Anfang Oktober 2020. Wir haben daraufhin unser ohnedies für Lautertal geplantes Glasfaserprogramm im Rahmen unserer Ausbaustrategie vorgezogen und bieten ebenfalls den 18. Dezember 2020 als Stichtag für einige Preisvorteile für unsere Kunden - und die die es noch werden möchten.
Frage: wieviele Kunden in Lautertal haben bereits einen Glasfaser-FTTH-Anschluß?
Antwort: Wir versorgen jetzt bereits eine vierstellige Kundenzahl im Lautertal mit Internet, ein Teil davon auch mit FTTH, also Glasfaser. Neben Glasfaser-Hausanschlüssen gibt es in Lautertal VDSL-Anschlüsse (= Glasfaser bis zum Verteiler, von dort zum Haus per Kupfer) und Richtfunklösungen. Bei Funk und Kupferkabel wird die Internetnutzung langsam, sobald viele Nutzer gleichzeitig aktiv sind. Glasfaser kann eine vielfach größere Datenmenge übertragen - in beide Richtungen.
Frage: sind Preispakete mit niedrigem Preis im ersten Jahr und deutlich höherem ab dem 13. Monat Lockangebote?
Antwort: nein, das ist allgemein branchenüblich.
Frage: ist es Zufall, daß GGEW AG und Dt. Glasfaser den gleichen Stichtag für ihr Angebot haben, den 18. Dezember?
Natürlich haben wir die Planung unserer Werbemaßnahmen jetzt forciert.
Frage: Worauf kommt es Ihnen ganz besonders an?
Als kommunales und konzernunabhängiges Unternehmen aus der Region können unsere Kunden sich bei uns auf eine vertrauensvolle Partnerschaft verlassen.
Wir bieten einen umfassenden Service, schnell, fachkundig und kundennah. Gemeinsam wollen wir eine zukunftsfähige Infrastruktur schaffen und pflegen, denn die Bedeutung von schnellem Internet nimmt immer weiter zu in unserem Alltag. Wir sind stolz darauf, mit unseren Sponsoring-Aktivitäten zur hohen Lebensqualität vor Ort beizutragen. Jedes Jahr fließt so ein Teil der hier erwirtschafteten Mittel direkt wieder zurück in die Region. Viele Projekte, Aktivitäten und Veranstaltungen lassen sich ohne die tatkräftige Mithilfe von Förderern wie der GGEW AG nicht realisieren.

21.10.2020

Die GGEW AG kann Leerrohr- und Glasfasertrassen mit dem modernen Vibrationseinzugsverfahren verlegen. Diese Methode beansprucht – wie hier in Bickenbach – nur wenig Platz und ermöglicht eine schnelle Fertigstellung.

Andreas Hartwig und Matthias Hechler
(v. l.) von der GGEW AG an einem Kabelverteiler-Kasten für Glasfaser in Bickenbach.

 

Austausch mit Bürgermeister Heun

In einer Pressemeldung der Lautertaler SPD vom 28. September las ich erstmals: "Hier könnte zukünftig eine Kooperation mit der Deutschen Glasfaser Abhilfe schaffen, mit der die Gemeinde Lautertal bereits einen Kooperationsvertrag abgeschlossen hat“ so Tobias Pöselt. Weiter erläutert Bürgermeister Andreas Heun: „Die Handhabe der Kommune ist dabei jedoch äußerst gering. Wir können hier in erster Linie als Impulsgeber fungieren. Je mehr Interessenten für einen Ausbau innerhalb eines Gebiets vorhanden sind, desto wahrscheinlicher ist die Investition eines Anbieters. In der Regel ist eine Teilnehmerquote von 40 Prozent der Haushalte erforderlich. Das ist auch eine Folge der Liberalisierung des Marktes, hier wurden die Weichen in der Vergangenheit falsch gestellt. Nach einer vollzogenen Privatisierung der Deutschen Telekom wurde leider nur ungenügend in die Infrastruktur investiert. Der Markt alleine schafft eben nicht automatisch eine gute Infrastruktur für alle. Deshalb liegen wir heute beim Glasfaserausbau im Vergleich zu anderen Industrienationen nicht an der Spitze sondern eher am Ende. Diese Sünden der Vergangenheit müssen die Bürgerinnen und Bürger jetzt ausbaden“.
Von Herrn Tanjsek (Dt. Glasfaser) erfuhr ich auf Nachfrage: "Herr Heun hat durchaus erwähnt, daß die GGEW in der Hauptstraße Leerrohre verlegt hat. Das ist auch in anderen Gebieten von uns häufig so anzutreffen. Allerdings ist das Verlegen in einer Hauptstraße auch nur der kleinste Teil eines kompletten FttH Netzes. Der weitaus größere Aufwand entsteht beim Verlegen in die Wohngebiete hinein."
Dies führte jedoch nicht dazu, daß Dt. Glasfaser Kontakt mit GGEW AG zwecks Zusammenarbeit aufnahm. Die Kontaktdaten der Durchblick-Redaktion wurden von der Gemeinde zwar an Dt. Glasfaser weitergegeben, diese informierte die Redaktion allerdings nicht.
Herr Heun beantwortete Fragen zum Thema: "Zu den technischen Fragen, die Sie bereits mit Herrn Tanjsek geklärt haben, möchte ich ergänzen, daß wir in den letzten Jahren aus der Bürgerschaft der Gemeinde Lautertal verstärkt Nachfragen nach einem schnelleren Internet, auch nach Glasfaserausbau, festgestellt haben. Ebenso gibt es Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, daß vereinzelte Nachfragen beim GGEW eher mit einer verhaltenen, defensiven Reaktion beantwortet wurden.
Auch die öffentlich, zugänglichen Informationsquellen wie der Breitbandatlas des Bundes dokumentieren für die Gemeinde Lautertal ein noch erhebliches Ausbaupotential bzw. einen nicht unerheblichen Nachholbedarf, insbesondere auch im Vergleich zu den umliegenden Kommunen im Landkreis Bergstraße. Auch im Verfügbarkeitscheck der GGEW ist (zumindest bis vor kurzer Zeit) keine flächendeckende Versorgung bzw. kein Angebot  durchgängig erkennbar. Signifikant ist darüber hinaus, daß besonders in den Randlagen der Ortsteile keine Versorgung festzustellen ist. Und gerade von dort auch verstärkte Nachfragen nach einer Versorgung im Rathaus vorgetragen wurden.
Der Gemeindevorstand hat sich intensiv mit der Frage der Versorgung beschäftigt. Auch weil andere Kommunen aus der Region zwischenzeitlich erfolgreich mit der Deutschen Glasfaser den Ausbau durchgeführt haben wird das Vorhaben wohlwollend unterstützt. Abschließend möchten wir noch herausstellen, daß die Gemeinde einem weiteren Anbieter die Möglichkeit eröffnen möchte, die Bürger mit schnellem Internet zu versorgen. Für wen sich die Bürger letztlich entscheiden, liegt nicht im Einflußbereich der Kommune. Uns ist es aber wichtig, wie wir immer wieder aus der Bürgerschaft und insbesondere auch von unseren Gewerbetreibenden zu hören bekommen, daß die Versorgung mit neuester Technik möglichst zeitnah umgesetzt wird."

21.10.2020

Glasfaser: Wie wird gebaut? Wer kommt zuerst?

In Bürgermeister Heuns Anmerkung "... gibt es Rückmeldungen aus der Bürgerschaft, daß vereinzelte Nachfragen beim GGEW eher mit einer verhaltenen, defensiven Reaktion beantwortet wurden..." zeigt sich Ungeduld, denn die Situation an vielen Stellen Lautertals ist tatsächlich unbefriedigend.

Es ist jedoch so, daß bereits heute das Bergsträßer Unternehmen GGEW zahlreiche Kunden im Lautertal mit Glasfaser-Internet versorgt. Hinzu kommen Gebiete, wo bereits die Straßen mit Glasfasertechnik erschlossen sind oder Hausanschlüsse bereits bis aufs Grundstück geführt sind.

Hier sind auch Randlagen wie Staffel und Beedenkirchen und Neubaugebiete berücksichtigt. Die GGEW ist bereits seit einiger Zeit dabei, die Haushalte mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen.

Aus Rationalisierungsgründen wird dies jedoch nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern nach Straßenzügen vorgenommen, was die zögerlichen Antworten von GGEW an Interessenten erklären könnte.

Breitband: was ist das und wo bekommt man es?

Der Breitbandatlas des BMVI zeigt klar, wo es gute und schlechte (oder gar keine) Verbindungen gibt. Im Internet unter https://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales/Breitbandausbau/Breitbandatlas-Karte/start.html kann man die Karte für Lautertal sehen. Während es ringsum Verfügbarkeiten bis zu 50 Mbit/s (Megabit pro Sekunde) in Höhe von 97-100% gibt, sind es in Lautertal nur 84%. 100 oder 200 Mbit/s stehen nur zu 21 bzs. 14% zur Verfügung. Der Breitbandatlas ist das zentrale Informationsmedium zur aktuellen Breitbandversorgung in Deutschland. Der Breitbandatlas wird regelmäßig aktualisiert und steht allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung. Anhand von interaktiven Karten wird gezeigt, welche Bandbreiten und Techniken für die Datenübertragung zur Verfügung stehen. Die Anzeige in der Karte kann von ganz Deutschland bis auf Ebene eines Orts- bzw. Stadtteils navigiert werden. Die Breitbandverfügbarkeit wird in Prozent der zu versorgenden Haushalte durch die Färbung der Rasterzellen dargestellt. Unbesiedelte Gebiete ohne Haushalte werden nur in der Ansicht zum Breitband Mobilfunk dargestellt.
Die Internationale Fernmeldeunion (ITU) definiert einen Dienst oder ein System als breitbandig, wenn die Datenübertragungsrate über 256 kbit/s hinausgeht. Diese Definition wird auch vom deutschen statistischen Bundesamt und der Weltbank als Maßzahl im World Development Indicator verwendet. Ein Breitband-Internetzugang bietet gegenüber Telefonmodem- oder ISDN-Einwahl eine Datenübertragungsrate von einem Vielfachen der Geschwindigkeit.
Für die Einrichtung eines Glasfaseranschlusses für Übertragunsraten von mehr als 1000 Mbit/s über große Entfernungen erfordert hohe Investitionskosten. Daher war beispielsweise die Telekom nicht bereit, ländliche Regionen damit zu versorgen. In dicht besiedelten Gebieten wie Großstädten ist das wesentlich einfacher. Bis 2010 gab es in Deutschland etwa 300.000 GlasfaserHausanschlüsse, von denen jedoch nur ein Viertel gebucht wurde. Vielfach liegt die Infrastruktur bereits, das kann jeder Hauseigner bei seinem Anbieter erfragen. Dann kann es mit dem Hausanschluß schnell gehen.

Diese Technik wird bei der Verlegung der Deutschen Glasfaser eingesetzt:

Beim Bau der Glasfaser-Leitungen kommt modernstes Gerät zum Einsatz. Diese Fräse wird per Fernbedienung gesteuert. Die "Baugrube" ist schmal wie ein Handtuch und wird in der Regel innerhalb eines Tages schon wieder geschlossen. Nachdem die Leerrohre gelegt wurden, wird die Glasfaser mit Preßluft (schwarze Leitung links im Bild) "eingeblasen": Dabei wickelt sich die Kabeltrommel (im Hintergrund) blitzschnell wie eine überdimensionale Garnspule ab. Dieses Haus erhält einen Glasfaser-Anschluß - dabei bleibt der gepflegte Vorgarten intakt: Eine Erdrakete bohrt sich mit Preßluft vom Bürgersteig bis kurz vor die Kellerwand.

 Drei Fotos: Dt. Glasfaser, Marie Monecke

Wie der Durchblick früher gemacht wurde

1995 fingen wir mit der Monatszeitschrift an, an einem provisorisch eingerichteten Schreibtisch.

Nach einigen Monaten konnten wir einen Kellerraum als richtigen Arbeitsraum beziehen. Im 2. Stock wohnte zeitweise Kaya Yanar, aber der Punk - pardon der Rock’n Roll - ging im Keller ab.

Wir hechelten fröhlich Personen des öffentlichen Lebens durch, einmal - weil wir vergessen hatten das Telefon aufzulegen - sogar auf dem Anrufbeantworter eines der Durchgehechelten dokumentiert.

Die Hefte wurden auf 20 Disketten gespeichert und mit dem Auto zur Druckerei gefahren. Ein paar Tage später dann wurden die Hefte abgeholt und verteilt.

Später hatten wir unser Büro in der Knodener Straße in Reichenbach. Komfortabel: wir konnten die Daten der fertigen Zeitung hochladen! Das dauerte für ca. 30 MB eine halbe Stunde.

2008 richtete ich mir mein Büro zuhause in Lautern ein, wechselte zu einem lokalen Anbieter und kann jetzt die monatlichen 50-70 MB in zwei Minuten hochladen.

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