„Das Ehrenamt zu würdigen, stärkt die Demokratie“ - Fraktionsvorsitzende der Modautaler Grünen, Susanne Hoffmann-Maier, legt Amt nieder

Fast 30 Jahre lang war sie in der Gemeindevertretung, war in zahlreichen Ausschüssen aktiv und viele Jahre auch Fraktionsvorsitzende der Grünen in Modautal, jetzt hat die Kreisgeschäftsführerin der Grünen im Landkreis Darmstadt-Dieburg, Susanne Hoffmann-Maier, vor kurzem ihr Wahlamt in Modautal aufgegeben. Wir hatten Gelegenheit mit der engagierten Kommunalpolitikerin über ihre Erfahrungen zu sprechen. Die 66jährige Mutter zweier erwachsener Söhne zog erstmalig 1996 ins Modautaler Gemeindeparlament ein.

Christian Hess führte aus diesem Anlaß ein Interview mit ihr:

Susanne Hoffmann-Maier, Sie haben jetzt viele Jahre der Grünen-Fraktion im Gemeindeparlament in Modautal vorgestanden und die Partei gemeinsam mit ihren Mitstreitern zu drittstärksten im Parlament gemacht. Warum hören Sie jetzt auf?

Susanne Hoffmann-Maier: Der Grund ist mein Entschluss, zurück in mein Elternhaus nach Darmstadt-Eberstadt zu ziehen. Diese Wohnortveränderung brachte meinen Rückzug mit sich.

Bedeutet das das Ende Ihrer politischen Tätigkeit, oder geht es anderswo weiter?

Susanne Hoffmann-Maier: Ich musste ja auch mein Kreistagsmandat, das ich dreizehn Jahre innehatte, aufgeben. Ich habe fast 30 Jahre Frauenpolitik gemacht. Insofern bin ich ein politischer Mensch. Ich glaube, ich mache jetzt mal eine kurze Pause – und dann mache ich aber wieder weiter. Ich bleibe auf jeden Fall grünes Parteimitglied. Es gibt ja auch außerhalb politischer Parteien Gelegenheit, sich zu engagieren.

Mit welchem Gefühl verlassen Sie das öffentliche Amt in Modautal?

Susanne Hoffmann-Maier: Ich bin schon ein wenig traurig, dass ich die Legislaturperiode bis zum März 2026 nicht zu Ende bringen kann. Das hätte ich gerne fertig gemacht. Mein Lebensmotto lautet, sich nie verbittern zu lassen. Auch 30 Jahre Kommunalpolitik in Modautal haben das nicht geschafft.

Wie haben Sie die Zusammenarbeit im Gemeindeparlament in Modautal wahrgenommen – insbesondere das Miteinander mit CDU und SPD?

Susanne Hoffmann-Maier: Es gab Zeiten, da haben wir sehr intensiv zusammengearbeitet, aber in der letzten Zeit haben wir uns als Grüne ein wenig abgegrenzt, unter anderem den letzten Haushalt abgelehnt, weil uns im Bereich der nachhaltigen Kommunalentwicklung wichtige richtungsweisende Entscheidungen fehlten. Da wurde der Ton in den Auseinandersetzungen mitunter schon ein bisschen schärfer. Wir wurden weniger handzahm.

Was, würden Sie sagen, ist die größte Errungenschaft, der größte Erfolg, den die Grünen-Fraktion in der Zeit ihres Vorsitzes errungen hat?

Susanne Hoffmann-Maier: Von unserem letzten Parteiprogramm konnten wir fast alle Punkte umsetzen. Wir hätten auch gerne nochmal eine Initiative in Richtung Windkraft gestartet. Aber was ich auf jeden Fall als Erfolg verbuche, ist, dass wir das Thema Golfplatz in Modautal 2006 verhindern konnten, obwohl eine Mehrheit aus SPD und Teilen der CDU dafür gestimmt hatten. Auch beim Steinbruch – da aber fraktionsübergreifend – haben die Grünen ein gute Figur gemacht und ein umweltschädliches Projekt maßgeblich verhindert. Wir sind auch wegen uns „Klima Kommune“ geworden, wir haben uns für die E-Bikes stark gemacht, E-Lademöglichkeiten befördert – in Modautal steckt jede Menge grüne Überzeugung und grüne politische Schaffenskraft.

Gibt es ein Herzensthema, wo Sie sagen, das hätte ich gerne eigentlich unbedingt noch geschafft?

Susanne Hoffmann-Maier: Im Bereich der Jugendarbeit hätten wir gerne mehr umgesetzt bekommen, zum Beispiel einen Jugendbeirat installiert. Sehen Sie, am 9. Juni sind Europawahlen, da gilt das Wahlalter ab 16 Jahren. Wenn es um die großen Themen der Zukunft geht, Klimawandel, Europa, Konfliktregelung zwischen Staaten, werden die Jungen am meisten betroffen sein, sie werden aber gegenwärtig am wenigsten dazu gehört. Jugendliche werden in Modautal für unsere Begriffe zu wenig gehört und haben zu wenig Gelegenheit, sich einzubringen und zu engagieren.

Zuletzt war viel von Anfeindungen in der Kommunalpolitik zu lesen und zu hören – bis hin zu körperlichen Übergriffen wie gerade erst in Dresden. Haben Sie in ihrer politischen Karriere derartige Dinge erleben müssen?

Susanne Hoffmann-Maier: Ich war gerade in dieser Woche Wahlplakate aufhängen. Ich habe persönliche Anfeindungen erlebt. Als wir uns in den 90ern gegen den Jugoslawienkrieg ausgesprochen haben, hatte ich Zettel am Auto mit Beschimpfungen, Schmierereien am Haus, so Zeug. Ich bin aber kein ängstlicher Mensch.

Woran, glauben Sie, liegt es, dass sich der politische Diskurs so verändert hat, so roh und respektlos geworden ist?

Susanne Hoffmann-Maier: Da haben bestimmte Parteien ihren Anteil wie die AfD. Die tun zum Teil so, als wären das die liebsten Menschen, dabei leben die offen ihren Rassismus, ihre Homophobie und sprechen all das auch offen aus. Wer anderer Meinung ist, wird so zum Hassobjekt.

Können Sie verstehen, wenn sich junge Menschen vor diesem Hintergrund gegen ein Engagement in politischen Parteien entscheiden?

Susanne Hoffmann-Maier: Ich kann es verstehen. Ich will es aber eigentlich nicht verstehen, weil ich finde, es ist so bereichernd, wenn man ein gemeinsames Projekt hat, ein gemeinsames Ziel verfolgt. Politische Arbeit ist an sich etwas sehr Schönes, auch wenn man nicht alle Ziele umsetzen kann.

Am Ende des Gesprächs nochmal zur Gemeinde Modautal – Sie verlassen die politische Arbeit dort – was wünschen Sie zum Abschied der Gemeinde, den Gemeindevertreterinnen und Vertretern und den Bürgerinnen und Bürgern?

Susanne Hoffmann-Maier: Alle sollten meines Erachtens gemeinsam kritisch bleiben und Kritik nicht immer nur als etwas Schlechtes wahrnehmen, sondern als Chance auf Verbesserung. Nehmen Sie den Klimawandel – die Bedrohung ist mit Händen zu greifen – und trotz aller Chancen gilt derjenige, der darauf hinweist, als Miesepeter. Insgesamt ganz wichtig ist mir: Demokratie wird in der Gemeinde gemacht, in der Kommune gelebt. Deswegen würde ich mir für die Zukunft wünschen, dass das Ehrenamt gestärkt wird, dass die Menschen, die ihre Zeit opfern, wohlwollender behandelt werden. Wenn das gestärkt wird, dann bekommen auch alle Parteien wieder mehr Menschen, die bereit sind, auf die Listen zu gehen und nur so kann die Demokratie weiterbestehen.

Foto: Stefan Juchems
Text: Christian Hess M.A. / Redaktion Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
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Dezember 2023 - GRÜNE Fraktion fühlt sich bestätigt: die Anwendung des § 13b bei Bauanträgen ist rechtswidrig

Die Fraktion der GRÜNEN in Modautal zeigt sich erfreut über die Bestätigung durch das Bundesverwaltungsgericht, das kürzlich entschied, dass beschleunigte Verfahren zur Aufstellung von Bebauungsplänen für kleine Freiflächen im Außenbereich rechtswidrig sind und die Durchführung einer individuellen Umweltprüfung durchgeführt werden muss.

§ 13b Baugesetzbuch ermöglichte es bisher, den Bau von Wohnungen in Gebieten mit angespanntem Wohnungsmarkt ohne eine detaillierte Umweltprüfung und ohne den sonst vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen zu genehmigen. Die GRÜNE Fraktion hatte seit Einführung der Regelung Bedenken hinsichtlich der Umweltauswirkungen und der nachhaltigen Entwicklung ländlicher Regionen wie Modautal und hat konsequent seit 2016 alle Bauvorhaben ohne Umweltprüfung und Ausgleichmaßnahmen abgelehnt.

Die Fraktionsvorsitzende Susanne Hoffmann-Maier äußerte sich erfreut über das Urteil: „Dieser Erfolg zeigt, dass unsere Ablehnung von § 13b BauGB gerechtfertigt war. Es ist ein wichtiger Schritt für den Schutz unserer natürlichen Ressourcen, der Artenvielfalt und somit ein Beitrag zum Klimaschutz und der nachhaltigen Entwicklung des ländlichen Raums. Die GRÜNE Fraktion betont weiterhin engagiert für die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften sich einzusetzen. Sie sieht das Urteil als Bestätigung ihrer Position und hofft, dass es auch in anderen Gemeinden als Ansporn dient, dem Schutz der Umwelt mit ihrer Artenvielfalt in den Vordergrund zu stellen. Klimaschutz beginnt in der Gemeinde.

Susanne Hoffmann-Maier, Fraktion B90/Die GRÜNEN Modautal