Freiflächen-Photovoltaik mit Bürgerbeteiligung prüfen

„Die interessierten Investoren für Freiflächen-Photovoltaik in Lautertal haben ihre Projektangebote vor einigen Wochen überarbeitet und an die Kommune ausgehändigt. Jetzt ist es Zeit, dass wir diese gemeinsam mit der Bürgerschaft in Augenschein nehmen und uns über die Hintergründe aufklären lassen“, begründen die Lautertaler Grünen ihren aktuellen Antrag für die Gemeindevertretung. Man freue sich, nun genaueres zur Bürgerbeteiligung, zu Technik, zur Einbettung in die Landschaft und zum Energie-Ertrag zu erfahren. Letztlich wolle Lautertal damit einen ernstzunehmenden Klimaschutzbeitrag liefern. Eine Veranstaltung, an der Bürger teilnehmen können, ist den Grünen dabei äußerts wichtig.

Die Gemeindevertretung hatte bereits im Juni 2023 einen positiven Grundsatzbeschluss gefällt, dass eine Freiflächen-Anlage in Lautertal gebaut werden soll. Dieser Beschluss war nach anfänglichen Querelen im Gemeindevorstand schließlich fraktionsübergreifend gefallen. Unterstützt wurde das Vorhaben durch eine breite öffentliche Zustimmung, die sich auch in den Ortsbeiräten widerspiegelte. Möglich wurde dies durch einen überparteilich festgelegten Kriterienkatalog, der von Investoren beachtet werden muss. Frank Maus, Fraktionsvorsitzender der Grünen sagt hierzu: „Der vielleicht wichtigste Punkt war hierbei die Beteiligungsmöglichkeit für unsere Bürgerschaft. Unsere Bürger müssen von dieser klimaschonenden Energieproduktion profitieren können. Wer beispielsweise nicht genügend Geld auf der hohen Kante hat, um eine hauseigene Anlage zu finanzieren, kann so in selbst bestimmten Größenordnungen Teilhaber werden oder einen attraktiven Lautertaltarif des dort produzierten grünen Stroms beziehen können.“

Weitere Kriterien der Gemeindevertretung waren unter anderem, dass landschaftsschonend vorgegangen wird, indem nur soviel Fläche überbaut werden soll, um den Eigenbedarf des Lautertals zu decken. Landwirte dürfen hierbei selbstverständlich nicht In ihrer Existenz gefährdet werden.

„Dennoch wird sich nicht vermeiden lassen, landwirtschaftliche Flächen für den Bau von PV Anlagen umzuwandeln“, präzisiert Jörg Gebauer, Mitglied im Bauauschuss. „Alles andere wäre eine Missinterpretation unserer Kriterien. Im Lautertal werden nämlich faktisch alle Freiflächen irgendwie landwirtschaftlich genutzt. Beschlossen haben wir vielmehr, geringwertigere Flächen für PV auszuwählen“. Diese gäbe es in ausreichender Größenordnung in Lautertal, ferner seien diese offiziell erfasst und kartiert.

„Letztlich soll auch die Kommune selbst von solchen Anlagen profitieren“, erinnert Fraktionsmitglied Olaf Harjes. „Aus guten Gründen haben wir gemeinsam mit den anderen Parteien festgelegt, dass auch unsere Kommune an den Erträgen beteiligt wird. Wir sind schon gespannt, was die drei interessierten Investoren GGEW, Energiegenossenschaft Starkenburg und Entega hierzu vorbereitet haben.“, so Harjes. Die Grünen erinnern auch an die finanzintensive Förderung von Haus-PV-Anlagen in Lautertal. Hier war die Kommune trotz angespannter Haushaltslage bereit, ganze 80.000 Euro an die Bürger auszuschütten. „Diesen Weg der Förderung können wir aber trotz der Notwendigkeit des Klimaschutzes nicht lange weiterverfolgen. Bedenkt man die durchschnittliche Globalstrahlung in Deutschland von 1.101 kw/h pro Quadratmeter und Jahr, können wir mit unserem Fördergeld überschlägig 700.000 kw/h im Jahr mittels Balkonkraftwerken und Dach-PV erzeugen. Eine Freiflächen-PV-Anlage von 5 ha produziert jährlich etwa das zehnfache mit rund 7.000.000 kw/h ohne dass die Kommune hier etwas zuzahlen müsste.“

Für die Grünen ist damit eindeutig geklärt: „Freiflächen-PV ist also aus Klimaschutzgründen und haushalterisch weitaus besser für Lautertal, als teure Förderprogramme aufzulegen. Wollten wir den Grünstromertrag einer Freiflächen-PV mit Haus-PV erreichen, müsste Lautertal insgesamt 800.000 Euro an Fördergeld ausgeben – eine völlig inakzeptable Belastung des Haushaltes“. Hinzu komme, dass die Lautertaler das Förderprogramm überhaupt nicht ausgeschöpft hätten. Laut Bericht des Bürgermeisters wurden nur 60% der Fördersumme abgerufen. Damit sei deutlich, dass es unrealistisch ist, das Potential einer Freiflächen-PV durch Privatinitiativen ersetzen zu wollen.

Ulrike Reiser und Sandra Maus betonen abschließend, dass es längst an der Zeit ist, dass auch die Gemeinde Lautertal ernsthafte Klimaschutzbeiträge entwickelt: „Wer ehrlich ist, gibt zu, dass Lautertal seit der Windkraftdebatte kein glaubhaft substantielles/kraftvolles/leistungsstarkes Projekt für klimaschonendende erneuerbare Energien aufgelegt hat. Jetzt haben wir eine neue Chance auf dem Tisch, von der Bürger und Kommune profitieren können. Diese müssen wir nun vorurteilsfrei prüfen. Während Lautertal diskutiert, sind unsere Nachbarkommunen längst wichtige Schritte gegangen“.

Frank Maus - B´90 / Die Grünen Lautertal